"3 Fragen an ..." mit Patrick Hacker, komm.passion

Drei Fragen an: Patrick Hacker, Director bei komm.passion

Der LPRS e.V. startet ins neue Jahr. Damit fällt nicht nur der Startschuss für die zweite Staffel des LPRS Podcasts PR talk to go, sondern auch für eine neue Interview-Reihe: In “Drei Fragen an” sprechen wir mit Persönlichkeiten aus der PR- und Kommunikationsbranche über die neuesten Trends und aktuelle Herausforderungen. Ganz nach dem Motto: Mehr Wissen. Mehr Kennen. Mehr Können. Den Auftakt macht LPRS e.V. Gründungsmitglied und Director bei komm.passion: Patrick Hacker.

Larissa Benz: Mit Blick zurück auf das vergangene Jahr: Hat sich etwas an der strategischen Ausrichtung von komm.passion durch die Corona-Pandemie geändert?

Die Corona-Pandemie war und ist natürlich eine absolute Krisensituation. Allerdings hatten wir bei komm.passion nicht den Eindruck, dass 2020 ausschließlich von Krisenkommunikation geprägt war. Vielmehr hatte die Corona-Pandemie aus meiner Perspektive für uns und unsere Kund:innen einen starken Einfluss auf zwei andere wichtige Themen:

Auf der einen Seite war das der deutliche Schub in Richtung Digitalisierung, den wir sowohl bei komm.passion als auch bei unseren Kund:innen beobachten konnten. Was Unternehmen dieses Jahr nicht vor Ort durchführen konnten, haben sie digital veranstaltet. So haben wir von der digitalen Pressekonferenz bis zur Online-Ausgabe der Weihnachtsfeier bei der Organisation vieler digitaler Zusammenkünfte unterstützt. Was die Digitalisierung angeht hat Corona wie ein Brennglas funktioniert: Sie hätte gewiss auch ohne die Pandemie stattgefunden, nur eben nicht so schnell.

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Zwar eine Notlösung aber dennoch mit viel Lachen und Interaktion: die digitale Weihnachtsfeier 2020 von komm.passion.

Die Corona-Pandemie war vor allem auch ein Hebel für die Bedeutung der Internen Kommunikation. Der richtige Umgang mit den Mitarbeiter:innen, die Themen Wertschätzung und Feedbackkultur haben in dieser Zeit einen extrem hohen Stellenwert eingenommen. Immerhin hatten wir auch mit ganz persönlichen Herausforderungen zu tun: Eltern mussten plötzlich Job und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen, Kolleg:innen im Home Office sehr private Einblicke zulassen und wir alle hatten mit der Isolation von unserem sozialen Umfeld zu kämpfen.

“Was die Digitalisierung angeht hat Corona wie ein Brennglas funktioniert: Sie hätte gewiss auch ohne die Pandemie stattgefunden, nur eben nicht so schnell.”

Uns bei komm.passion war es deshalb besonders wichtig, unseren Kolleg:innen maximale Freiheit zu geben, um beispielsweise ihre Arbeitszeit so flexibel wie möglich einzuteilen. Außerdem haben wir unser gesamtes Team dazu angehalten, den persönlichen Kontakt ganz bewusst zueinander zu pflegen und besonders aufeinander Acht zu geben.  

Strategisch gesehen waren wohl die wichtigsten Weichenstellungen für uns, auf maximales Vertrauen in unsere Kolleg:innen und noch mehr Eigenverantwortung zu setzen. Das fällt einer so agilen, lateral organisierten Agentur mit Sicherheit ein ganzes Stück leichter als einem Konzern mit klassischen Hierarchien und Strukturen.

Larissa Benz: Was sind deiner Meinung nach derzeit die größten Herausforderungen für Unternehmen und wie kann komm.passion hier zur Lösung ansetzen?

Neben der Digitalisierung, die für manche Unternehmen gewiss eine große Herausforderung darstellt, sehe ich eine zweite große Hürde im Kulturwandel vieler Unternehmen. Mit der Corona-Pandemie und dem Trend zum mobilen Arbeiten hat sich die Arbeitsweise grundlegend verändert. In dieser neuen Arbeitswelt funktionieren alte Kontrollmechanismen wie Hierarchien und lange, mehrstufige Abstimmungswege deutlich schlechter. Der Fokus liegt jetzt auf agiler, selbstständiger Arbeit und Eigenverantwortung. In der Hinsicht stehen viele Unternehmen noch ganz am Anfang und brauchen Unterstützung bei der Umsetzung.

“Bei den Themen mobiles Arbeiten und Agilität im Zusammenarbeiten können wir aus unserem eigenen, ganz persönlichen Erfahrungsschatz schöpfen."

Wir bei komm.passion haben den Wandel erst vor wenigen Jahren selbst durchlebt: Die Digitalisierung haben wir schon frühzeitig angestoßen, um unseren Mitarbeiter:innen zu ermöglichen, von überall aus zu arbeiten - auch schon vor der Corona-Pandemie. Außerdem arbeiten wir seit 2016 in lateralen Teams, die wöchentlich neu zusammengestellt werden und ganz ohne Hierarchien funktionieren. Bei den Themen mobiles Arbeiten und Agilität im Zusammenarbeiten können wir aus unserem eigenen, ganz persönlichen Erfahrungsschatz schöpfen und Unternehmen sehr authentisch vermitteln, was gut funktioniert hat und wo wir Stolpersteine sehen.  

Dafür gibt es allerdings keine Schablone, die wir einfach nur anlegen und nachzeichnen. Wir behandeln jeden Ausgangspunkt individuell, um für jedes Unternehmen die passenden Maßnahmen zu finden. Wichtig für die Betroffenen ist es, zu erkennen, dass sich diese Maßnahmen nicht von heute auf morgen umsetzen lassen. Change ist eben ein Prozess.

Larissa Benz: Was nimmst du aus diesen Erfahrungen mit ins neue Jahr?

2020 hat sehr deutlich gemacht, dass Change nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ein lang anhaltender Zustand ist. Mein größtes Learning für dieses Jahr - aber auch generell für die Zukunft - ist, dass Organisationen noch wandlungsfähiger werden müssen - sei es hinsichtlich digitaler Prozesse, der Art des Zusammenarbeitens oder dem Umgang mit sich verändernden Umweltsituationen. Um es mit einem Satz zusammenzufassen: Change ist das neue Corporate.

“Change ist das neue Corporate.”

Hinter diesem Satz steckt meines Erachtens eine große Kultur- und Kommunikationsaufgabe. In Change-Prozessen stehen Kommunikator:innen vor der großen Herausforderung, alle Menschen im Unternehmen mit auf eine Reise zu nehmen. Das setzt eine intensive Aufklärungsarbeit voraus, die unter ständigem Einbezug des angestrebten Ziels vonstatten gehen sollte. Interne und Change Kommunikation sind deshalb elementare Bestandteile der Unternehmenskommunikation und meines Erachtens auch der Unternehmensstrategie.

Ein weiteres wichtiges Learning ist in dem Zusammenhang auch, dass die klassischen Silos, die Kommunikation vorher noch in viele getrennte Bereiche wie Marketing-Kommunikation, Public Relations oder Interne Kommunikation aufgeteilt haben, so nicht mehr funktionieren. Unternehmenskommunikation muss ein ganzheitlicher Ansatz sein, der nicht durch Kontrolle, sondern durch Ziele geprägt ist und auf Veränderungen setzt.  

“Ein hohes Maß an Eigenverantwortung, eine positive Fehlerkultur und Teamwork sind die Mittel zum Erfolg.”

Damit geht auch gleichzeitig eine kulturelle Veränderung der Unternehmen einher. Denn bei diesem Ansatz helfen weder Hierarchien noch Silodenken weiter, um effektiv und effizient zusammenzuarbeiten. Ein hohes Maß an Eigenverantwortung, eine positive Fehlerkultur und Teamwork sind die Mittel zum Erfolg.

Kurz zusammengefasst: Change ist das neue Corporate meint einen starken Bedeutungszuwachs der Unternehmenskommunikation einerseits und eine Veränderung der Unternehmenskultur andererseits. Auf diese Entwicklungen müssen wir uns in Zukunft einstellen.

Danke für die spannenden Einblicke, Patrick!

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komm.passion ist eine Synthese aus Unternehmensberatung und Kreativagentur mit Sitz in Düsseldorf, Hamburg und Berlin. Mit über 80 Mitarbeitenden hat sich komm.passion auf besonders komplexe und interdisziplinäre kommunikative Themen spezialisiert und ist eine der größten deutschen inhabergeführten Agenturen. Seit über zehn Jahren ist komm.passion ein offizieller Förderer des LPRS e.V.

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