LPRS meets PRCC: Kommunikationskarriere auf dem Prüfstand

Welche Voraussetzungen müssen Einsteiger:innen für einen Job in der Kommunikationsbranche heutzutage mitbringen und was erwarten eigentlich potenzielle Arbeitgeber? Mit diesen Fragen beschäftigen sich regelmäßig Absolvent:innen, die in der Kommunikation beruflich durchstarten wollen. Thomas Lüdeke von PRCC, Personalberatung für Kommunikation und Marketing, kennt diese Fragen nur zu gut. Seit 2010 unterstützen er und sein Unternehmen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch Headhunting, Outplacement oder Interims-Vermittlung. Im Rahmen der Vortragsreihe „WISSENschafftPRAXIS“ des LPRS e.V. gab er hilfreiche und wissenswerte Tipps rund um das Thema Karriere in der Kommunikationsbranche und teilte seine Erfahrungen aus Kundenprojekten.  

Das Jahr 2021 war nicht nur in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht chaotisch – auch auf dem Arbeitsmarkt entwickelte sich ein Durcheinander an Anforderungen. Das Thema „Change“ bestimmt bis heute den Alltag: Viele Unternehmen stellten sich komplett neu auf, dabei entstehen viele Unklarheiten und Fragen – besonders in der Kommunikationsbranche. Doch worin genau liegen diese Veränderungen?

Aus Sicht der Personalberatung ergeben sich drei Hauptaspekte, die den Wandel im Arbeitsmarkt erklären. Erstens werden die Aufgaben, die an Arbeitnehmer gestellt werden, immer digitaler. Pandemiebedingt gab es in dieser Hinsicht einen regelrechten Booster. Auch die Kommunikation selbst erfuhr einen starken Aufschwung. So sind Social-Media- oder SEO-Manager die gefragtesten Stellenausschreibungen des Jahres – beides stark digital geprägte Jobprofile. Noch nie war es wichtiger, auf allen Kanälen eines Unternehmens offen und transparent zu kommunizieren.

„Heutzutage ist jeder Job in irgendeiner Weise digital. Auch Pressesprecher schreiben nicht mehr nur Pressemitteilungen und kümmern sich um Journalisten – auch sie müssen sich der Digitalisierung anpassen.“ - Thomas Lüdeke, PRCC

Zweitens wird die Branche immer weiblicher – auf der Führungsebene wie in der Kommunikationsabteilung selbst. Kommunikationsabteilungen arbeiten teils mit 100 Prozent weiblicher Besetzung. Aus Sicht der Personalberatung wünschen sich jedoch Unternehmen noch mehr weibliche Besetzung in den Führungspositionen. Das Potenzial ist grundsätzlich da. So zeigt sich in den Studiengängen: der Großteil der Studierenden bei kommunikationswissenschaftlichen Studiengängen ist weiblich. Drittens: Kommunikation konnte insgesamt an Relevanz gewinnen.Vor allem in mittelständischen Unternehmen ist die Nachfrage stark gestiegen.

Welche Kandidat:innen suchen Unternehmen?

Die gesamte Kommunikationsbranche ist recht kurzweilig und verändert sich ständig. Neben den „Genie-Ähnlichen-Alles könnern“, die in allen Bereichen gleichermaßen fit sind und das gesamte Feld an Aufgaben beherrschen, werden gleichzeitig Kommunikationsprofis gesucht, die sich in einem Bereich spezialisieren. Die Herausforderung liegt zudem darin, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer häufig unterschiedliche Anforderungen an eine Stelle haben. Kandidat:innen sind oft differenzierter. Einige Bewerber:innen geben sich selbstbewusst – andere zweifeln an sich. Beide Typen wissen oft nicht über die Voraussetzungen des Arbeitgebers Bescheid. Dabei suchen Unternehmen und Agenturen Menschen, die wissen, was sie können und wo ihre Grenzen liegen. Genau dieser Aspekt wird meist erst auf der Experten- oder Führungseben richtig sichtbar. Dort werden Personen gebraucht, die sich selbst hinterfragen und weiterbilden. Laut Thomas Lüdeke fehlt diese Selbstreflektion immer noch vielen Bewerber:innen.

Wie kann ich mich in einem Markt positionieren, der sich gerade selbst neu ausrichtet?

In der Kommunikationsbranche fällt eine klare Positionierung als Einsteiger oft nicht leicht. Umso wichtiger ist es, sich selbst und seine Möglichkeiten und den Arbeitsmarkt zu kennen. Digitalkompetenz ist heute kein Alleinstellungsmerkmal, sondern wird in der Kommunikation vorausgesetzt. Auf schwammige Floskeln wie “Belastbarkeit” oder “Teamfähigkeit” sollte verzichtet werden. Bewerber:innen sollten lieber konkrete Punkte benennen, die nicht nur ihrer Persönlichkeit entsprechen, sondern sich auch mit den Anforderungen potenzielle Arbeitgeber decken.

„Eine erfolgreiche Positionierung ist nur möglich, wenn ich weiß, wofür ich stehe, und meine Fähigkeiten und Grenzen kenne.“ - Thomas Lüdeke

Neben der Selbstreflektion ist es hilfreich, sich auf Plattformen wie LinkedIn zu vernetzen und mit den Profis der Branche in den Austausch zu kommen. Doch auch hier gilt: Qualität vor Quantität. Junge Talente sollten eine Richtung finden, in der sie sich wohl fühlen und klar ihre Meinung kennen. Das gleiche gilt auch für die Positionierung im Job: Je früher Berufseinsteiger sich mit solchen Fragen beschäftigen, desto besser. Dabei hilft es neugierig und offen zu bleiben.

Berufseinstieg in der Kommunikation

Viele ausgeschriebene Positionen klingen oft sehr ähnlich oder tragen gar die gleichen Titel – aber beschäftigen sich mit völlig unterschiedlichen Themen und Aufgaben. Ein:e Kandidat:in sollte sich bei der Jobsuche immer in die Rolle eines investigativen Journalisten versetzen: Rund um das Unternehmen recherchieren und entscheiden, ob die angegebenen Fakten zur eigenen Vorstellung passen. Das Abwägen und Vergleichen verschiedener Ausschreibungen erweist sich dabei als empfehlenswert – inklusive der Perspektiven, die sich hinter der jeweiligen Stelle verbergen und den Fähigkeiten, die man daraus erlernen kann. Sich nur auf den Titel der Stellenbeschreibung zu fokussieren, ist daher kontraproduktiv. Gleichzeitig ist es gerade in Zeiten von Veränderung umso bedeutender, flexibel zu bleiben und sich an Situationen anpassen zu können. Ständiges Lernen zählt dabei als Kernqualifikation.

Insgesamt rät Thomas Lüdeke:

“Erfahrungen spielen bei Bewerbungen eine wichtige Rolle. Im Studium lernen die jungen Talente strategische Grundlagen – gleichzeitig sollten sie Lust auf die operativen Aufgaben in der Kommunikationsbranche haben.”

Geschrieben von Karolin Kelm

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