13. LPRS>>Forum “Die Kunst des Scheiterns – Wie man in der PR aus Fehlern lernt”

Am 04. Mai öffnete der LPRS – Leipziger Public Relations e.V. – anlässlich des 13. LPRS>>Forum die Türen des Mediencampus für knapp 170 Gäste, die nach Leipzig gekommen waren, um Vorträgen zum diesjährigen Leitthema “Die Kunst des Scheiterns – wie man in der PR aus Fehlern lernt” beizuwohnen. Gemeinsam mit Gästen aus Branche, Wissenschaft und Wirtschaft hatten die Mitglieder des LPRS e.V. eingeladen, Fragen rund um das Thema Fehlerkultur und dessen Potenzial Antrieb für Innovationen zu sein, zu diskutieren.

>>Stunde 8 Speeddates und zahlreiche Tipps

Unter diesem Motto startete am Freitag für 20 Studierende das LPRS>> Forum mit dem Karrieretreffen. Nach einer kurzen Begrüßung ging das Speednetworking schnell los, denn die Zeit war eng getaktet: Alle sieben Minuten wurde mit einer Klingel der Wechsel eingeläutet, bei dem die Studierenden zu einem ihrer acht Gesprächspartner wechselten. Die Reihenfolge wurde vorher vom Organisationsteam durch ein individuelles Matchingverfahren zugeteilt. Aufseiten der Kommunikationspraktiker waren insgesamt 14 Förderer, Unterstützer und Alumni vertreten, die sich den Fragen der Aktiven stellten, aus ihrem Arbeitsalltag berichteten und wertvolle Bewerbungstipps gaben. Diese lockere und sehr persönliche Gesprächsebene bot den Studierenden die Möglichkeit die Kommunikationsexperten alles zu fragen, was sie interessierte. Da fiel es einigen Teilnehmern gar nicht so leicht, beim Klingeln zum nächsten Gesprächspartner weiterzuziehen. So ergaben sich auch nach dem offiziellen Ende des Karrieretreffens noch zahlreiche Gespräche und die eine oder andere Visitenkarte wurde ausgetauscht.

Nachdem sich alle Gäste eingefunden hatten und das ein oder andere Wiedersehen zwischen Aktiven Mitgliedern, Alumni und Freunden des Vereins gefeiert wurde, eröffnete die Vorstandsvorsitzende Thu Hoai Bui offiziell das 13. LPRS>>Forum und bedankte sich für die tatkräftige Unterstützung der Aktiven Mitglieder, ohne deren großartiges Engagement der Abend nicht möglich gewesen wäre. Das Wort übergab sie dann an Daniel Neuen, Chefredakteur des PR-Report, der als Moderator durch die Abendveranstaltung führte. Bevor es mit den Impulsvorträgen in medias res ging, startete der Poetry Slammer Malte Rosskopf mit zwei seiner Texte und sorgte für Bauchschmerzen vor Lachen und stimmte damit auf humorvolle Weise auf den kommenden Abend ein.

>>Fehler, manchmal auch Freund und Helfer

Den Aufschlag für die Impulsvorträge machte Martin Frommhold, Leiter der Unternehmenskommunikation und Pressesprecher bei der OTTO GmbH & Co KG. Der Versandhandel steckt schon länger in der digitalen Transformation und wandelt sich verstärkt zu einer Plattform. Eine solche Veränderung verlange Mut und auch den Wunsch Neues auszuprobieren und Altes zu hinterfragen. Eine Fehlerkultur sei entscheidend auf diesem Weg und werde bei OTTO schon länger zum Beispiel durch interne FuckUp Nights gelebt, so der gestandene PR-Profi. Allerdings sei es immer wieder die Aufgabe die eigene Mannschaft zu sensibilisieren und gemeinsam die Rückschau auf Fehler zu begehen, um daraus zu lernen. “In vielerlei Hinsicht wirken Fehler ja auch als Motivator – es das nächste mal besser zu machen”, so Frommhold.

>>Ohne Fehler keine Erfahrung und ohne Erfahrung keine Fehler

Anna-Lena Müller, ehemals Head of Digital Channels bei Microsoft Deutschland, stellte den Umgang mit Fehlern in den Fokus ihres Vortrags. Fehler an sich seien weniger das Problem, als das, was aktuell einerseits mit einem unrealistischen Hype um eine Fehlerkultur gemacht würde sowie andererseits das einseitige Verteufeln von Fehltritten. Man müsse vor allem bei der Begriffsdefinition des Fehlers ansetzen. Diese impliziere, dass grundsätzlich alles Falsche auch ein Fehler sei – ein Trugschluss, den es zu beheben gelte. Denn: “Ohne Fehler keine Erfahrung und ohne Erfahrung keine Fehler”, bekräftigt Müller. Weiterhin macht die XY-jährige deutlich, dass in der vom Output getriebenen PR-Branche oftmals ein ungesunder Perfektionismus an den Tag gelegt werde, der ursächlich für Fehler sei. Mehr Gelassenheit und weniger Druck würden in vielen Fällen mehr helfen und weniger Fehler produzieren. Und wenn dann doch mal was schief läuft? Zeit nehmen, reflektieren, den Fehler einordnen und die Schuld nicht sofort nur bei sich suchen. Und zum Schluss Verantwortung übernehmen, denn dann werden auch Lernprozesse in Gang gesetzt.

>>Mut und Vertrauen in sich als Antwort auf Versagensängste

Einen Blick zurück auf den beruflichen Werdegang und damit verbundene Fehltritte warf Senior Vice President Communication der Deutschen Telekom AG, Philipp Schindera. Mit der Ambition nach journalistischen Sternen zu greifen, musste er in jungen Jahren die ein oder andere Niederlage einstecken. Dass er heute für die Telekom sprechen darf, so der erfahrene Kommunikator, verdankt er unter anderem seinem Durchhaltevermögen aber auch dem Mut sich größeren Aufgaben anzunehmen und vor diesen nicht aus Angst Fehler zu machen zurück zu schrecken. „Traut euch, übernehmt Verantwortung. Wenn euch jemand eine Aufgabe gibt vor der ihr Respekt habt, dann hat derjenige das Vertrauen darin, dass ihr das gut machen werdet.“ Ein Appell an mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den Mut immer wieder Neues zu probieren sind sicherlich gute Ratschläge für junge Nachwuchskräfte der Branche.

>>Vom Fehlermanagement hin zu einer langfristigen Fehlerkultur

Nach jedem Vortrag stellten sich die Referenten noch den Fragen des Publikums. Mit der Anwendung Slido, die auch schon im vergangenen Jahr zum Einsatz kam, hatten die Besucher des LRPS>>Forum die Möglichkeit Fragen an die Vortragenden zu richten. Nach einem ausgiebigen Abendessen mit Barbecue schloss sich die Abschlussrede von Simone Gerwers, Managementberaterin und Executive Führungskräfte Coach von an. Sie machte zunächst deutlich, dass ein Gros der Unternehmen bereits daran sind ein Fehlermanagement zu etablieren. Dies sei aber oftmals mehr der Versuch Fehler zu identifizieren und aufzudecken, getrieben von einem Optimierungsgedanken, anstatt langfristige Prozesse zum Umgang mit Fehlern zu etablieren. Auch die Krux des ständigen Perfektionsismusstrebens sprach Gerwers an und zeigt, dass die Angst vor Fehlern und Sicherheitsstrategien ganz natürliche Mechanismen des Menschen sind, die in Unternehmen und insbesondere von Führungskräften verinnerlicht werden müssten, um bei einer Fehlerkultur sinnvoll ansetzen zu können. Mehr Mut aber auch Demut, das Fördern von Resilienz sowie das Befördern von positiven Erfahrungen und “Entdeckerfreude” sind Tipps, die die Beraterin dem Publikum abschließend an die Hand gibt.

Den inhaltlichen Teil rundet eine Panel-Diskussion, die in Frage-Antwort-Manier doch sehr harmonisch bleibt, den Abend ab. Anschließend wurde genetzwerkt, gelacht und gefeiert und noch bis in die in die Nacht getanzt.

Der LPRS e.V. dankt seinen Gästen für einen wunderbaren Abend und allen aktiven Mitgliedern, Alumni, Förderern sowie Sponsoren des Vereins für die großartige Unterstützung beim 13. LPRS>>Forum.  

Text: Gina Cimiotti (M.A. Communication Management)

Bilder: Arthur Baum

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